In der Geschichte der Fotografie gibt es um die Fotografie einige theoretische Begrifflichkeiten, die die Fotografie einteilen.
Fotografische Erzeugnisse können in folgende Bereiche eingeteilt werden:
Sog. ABBILDER – entstehen durch Dokumentarische Fotografie oder auch Feststellende Fotografie, (gemeint ist die abbildende, berichtende, beweisende, dokumentierende, reproduzierende, gegenständliche, naturgetreue Fotografie – nach Gottfried Jäger)
Sog. SINNBILDER – entstehen durch Darstellende Fotografie, (gemeint sind als Realität interpretierende Fotografien, wie subjektive, beeindruckende, überzeugende, kommentierende, kritische, parteiliche, teilnehmende, engagierte, anklagende oder eingreifende Fotografien, etwa für künstlerische, werbliche oder propagandistische Zwecke – mit kommentierendem Charakter, die Dinge so wendend, wie sie die Autor_innen sehen oder betrachtet wissen wollen – nach Gottfried Jäger)
Sog. STRUKTURBILDER oder auch AUTONOME BILDER – entstehen bei der Experimentellen Fotografie oder auch bildschaffenden Fotografie, (gemeint sind schöpferische, gestaltende, formgebende, konstruierende, inszenierende, experimentierende, abstrakte, absolute oder ungegenständliche Fotografien. Neue Bildstrukturen werden erschaffen, abstrakte Ideen werden visualisiert – nach Gottfried Jäger)
VIRTUELLE BILDER – sind die Weiterentwicklung der Bildschaffenden Fotografie. In diesen Bereich gehören auch die Animations-Filme. Diese sind ohne Verwendung von Fotografie oder Video direkt am Computer erzeugt. Diese Bilder oder Animationen werden parallel zur Wirklichkeit erstellt und sind von Grund auf konstruiert.
Weitere Felder der Fotografie
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das bewusste Handeln – die performative Fotografie. Dieser Begriff wurde durch Margaret Iversen entwickelt. Auch sie setzt den Effekt des Geschehens während der Aufnahme in den Fokus, der fotografische Akt wird zur prozessualen Kunst.
Interessant ist auch der Begriff kontingente Fotografie. Nach Maike Aden ist das der Bereich der unbestimmten, unzähligen Möglichkeiten, in dem sich sowohl Handlungen als auch Zufälle realisieren. Niklas Luhmann sagt dazu in seiner Systemtheorie: »Kontingent ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist. Der Begriff bezeichnet mithin Gegebenes (zu Erfahrendes, Erwartetes, Gedachtes, Phantasiertes) im Hinblick auf mögliches Anders-sein; er bezeichnet Gegenstände im Horizont möglicher Abwandlungen.
Auf philosophischer Ebene hat sich u.a. Vilem Flusser intensiv mit der Fotografie auseinandergesetzt.
Für Flusser zeichnet sich der „wahre“ Fotograf im Gegensatz zum „fotografierenden Mensch, dem Knipser“ dadurch aus, dass er nach neuen Informationen sucht, nach neuen Sichtweisen und Sachverhalten. Er will die Welt nicht verändern, er versucht die noch unentdeckten Möglichkeiten seiner „Maschine“, des Fotoapparates, zu finden.
Der Apparat ist kein Werkzeug, sondern ein Spielzeug. Der Fotograf ist kein Arbeiter – „Homo faber“, sondern ein „Spieler“ – „Homo ludens“. Nach der Lektüre von Büchern des Philosophen habe ich mir dann auch den Namen „Ludens Artifex“ als für mich absolut passend ausgewählt.
Der Knipser, genauso wie der Dokumentarist, dagegen interessiert sich für immer neue Szenen der immer gleichen Sichtweise. So entstehen immer mehr redundante Fotografien.
…“ Wer im Album eines Knipsers blättert, erkennt darin nicht etwa festgehaltene Erlebnisse, Erkenntnisse, oder Werte eines Menschen, sondern automatisch verwirklichte Apparatmöglichkeiten. Eine derart dokumentierte Italienreise speichert die Orte und Zeiten, an denen der Knipser zum Druck auf den Auslöser verleitet wurde und zeigt, wo der Apparat überall war und was er dort getan hat.“
Villem Flusser, für eine philosophie der fotografie, S. 55
Natürlich ist das hier eine wirklich kleine Auswahl an Theorien und Begriffen rund um die Fotografie und wird im Lauf der Zeit noch erweitert werden.
Da die Philosophie in der Fotografie ein Thema ist, das mich wirklich interessiert, werde ich mich noch ausführlich damit beschäftigen und auch darüber schreiben. Buchtipps zum Thema findet man in der Bibliothek der Galeriothek Leopoldi-Photography.
Eva Leopoldi